Entwicklung der PNE
Judith Johnson hat in den letzten Jahrzehnten viele verschiedene Methoden erforscht, um einen Ansatz zu finden, der verschiedene Therapieansätze zu einem ganzheitlichen Prozess integriert. Dabei war das Ziel, gleichzeitig das Nervensystem mit der körperlichen Wahrnehmung, das emotionalen Empfinden, die geistige Wahrnehmung und die Öffnung für spirituelle Erfahrungsdimensionen anzusprechen. Psychiater und Psychotherapeuten arbeiten mit Emotionen und Überzeugungen, Physiotherapeuten mit dem Körper – da sind viele gespaltene Aspekte in der Herangehensweise. In der PNE werden also viele Methoden miteinander verwoben, um Ganzheitlichkeit zu ermöglichen und Veränderungen in der menschlichen Psyche zu schaffen.
Bausteine der PNE
Wir haben drei Möglichkeiten auf Stress oder Trauma zu reagieren: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Alle drei Reaktionen sind instinktive Überlebensstrategien, die je nach Situation automatisch initiiert werden. Für Kampf oder Flucht als Reaktion auf Bedrohung wird eine enorme Energie gebraucht, die durch die Aktivierung des vegetativen Nervensystems bereitgestellt wird. Wenn die Bedrohung zu übermächtig ist, sind Kampf oder Flucht keine Option mehr und der dritte Weg wird aktiviert: Erstarrung und Handlungsunfähigkeit. Erst wenn wir nach einer Bedrohung wieder Sicherheit erfahren, kann unser Nervensystem sich wieder zum „Normalzustand“ regulieren. Oft setzt spontan ein Zittern und Weinen ein, wodurch Entladung erfahren wird.
Wenn nach einem bedrohlichen Erlebnis, die vom Nervensystem aktivierte Energie nicht wieder aufgelöst wird, kann sie im Körper über Jahre „stecken bleiben“. Sie kann sich z.B. in Form von ständiger innerer Anspannung, Nervosität, Reizbarkeit zeigen. Wenn die Situation so bedrohlich war, dass sie zur Handlungsunfähigkeit führte, erlebt man sich bei Aktivierung alter Erlebnisse oft hilflos, neben sich stehend oder energielos. Das Nervensystem kann so nicht flexibel und sinnvoll auf aktuelle Erfordernisse des Lebens reagieren.
Link zu einem kurzen animierten Video zum Nervensystem und Trauma
Der Vagusnerv spielt eine elementare Rolle bei der Regulierung unseres Stresslevels und hat bei entsprechender Aktivität eine heilende Wirkung auf unseren Körper und Psyche. Als längster und wichtigster Nerv des vegetativen Nervensystems, verbindet er das Gehirn mit vielen Organen und Drüsen im Körper. Damit steuert er unter anderem Verdauungsfunktion, Herzfrequenz und Atmung. Bei einem hohen vagalen Tonus (= guter Funktion des Vagusnervs) stellt sich Entspannung und Wohlgefühl ein. Bei Ängsten und Depressionen hingegen liegt ein niedriger vagaler Tonus vor und oft eine Dysfunktion von Organen wie z.B. Reizdarm oder Herzrhythmusstörungen. Es gibt viele natürliche Wege den Vagusnerv zu stimulieren, die man auch selber umsetzen kann (Übungen zur Vagusnervstimulation). PNE-Sitzungen wirken tief regulierend auf das Nervensystem und führen damit zu einer starken Erhöhung des vagalen Tonus.
Durch anhaltende Pressur neurosomatischer Punkte (im obigen Behandlungsbild sind es Punkte am Nacken) wird eine Verbindung zu den Anteilen im Gehirn hergestellt, in dem alte traumatische Erlebnisse gespeichert sind. Dieser Bereich (limbisches System) ist für unsere Gefühle verantwortlich, dort sind Erinnerungen, Prägungen und Reaktionsmuster gespeichert und dort werden die Stressreaktionen moderiert, die in Relation mit alten Erfahrungen stehen. Die neurosomatischen Körperpunkte ermöglichen damit einen vertieften Zugang zu unbewußten Informationen und stabilisieren gleichzeitig die Regulation des vegetativen Nervensystems.
Da „alles nicht Erlöste“ dazu strebt erlöst zu werden, entstehen unter der Voraussetzung eines sicheren Raumes auf natürliche Weise Körperwahrnehmungen. Ein sorgsames und achtvolles Wahrnehmen von Körperempfindungen und -impulsen führt zu Emotionen und inneren Bildern. Indem Sicherheit etabliert wird, kann die im Nervensystem eingefrorene Energie schrittweise auftauen, was sich oft mit Frieren oder Zittern bemerkbar macht. Auch die damals so überwältigenden Gefühle können in kleinen, wohldosierten Schritten wahrgenommen werden und Glaubensätze, die unser Leben seitdem unbewusst bestimmen, als falsch erkannt und losgelassen werden. Es wird das vollendet, was damals nicht möglich war.
bei welchen symptomen kann pne helfen
Eine Dysbalance im autonomen Nervensystem kann sich in unterschiedlichsten Symptomen zeigen:
innere Anspannung, Unruhe, Nervosität, Angststörungen, Panik, Schlafstörungen, Albträume
chronische Müdigkeit, chronische Schmerzen, Verdauungsstörungen, Burn-Out, Depressionen, …
Aber auch hinter Beziehungsstörungen, anhaltender Traurigkeit oder einem sich „getrennt Fühlen“ liegt eine tiefere Ursache, die verstanden werden will, um Veränderung zu ermöglichen.
PNE Sitzungen
Eine PNE Sitzung dauert in der Regel 90min. Da jede Sitzung in sich abgeschlossen ist, kann eine einzelne Sitzung Sinn machen. In vielen Fällen profitiert man jedoch mehr von einer Reihe von Sitzungen.
Um einen Termin auszumachen, nehmen Sie bitte Kontakt mit den PNE-Anwender*innen auf.